Magufuli will keinen chinesischen Superhafen in Bagomoyo

Tansania will zumindest in nächster Zeit im verschlafenen Bagomoyo, einst Haupstadt von Deutsch-Ostafrika, keinen chinesischen Mega-Hafen zum Verladen zentralafrikanischer Rohstoffe haben. Präsident Magufuli hat die Notbremse gezogen. Nun ist die Neue Seidenstrasse in Ostafrika teils in Frage gestellt.

Dodoma, 30. Juni 2019 – Die Überraschung ist Tansanias Präsident John Magufuli gelungen: Er soll nicht Realität werden, der gigantische Hafen von Bagamoyo am Indischen Ozean. Magufuli hat den 2015 von China mit seinem Vorgänger Jakaya Kikwete ausgehandelten und auf 10 Milliarden Dollar veranschlagten Grossprojekt eine Abfuhr erteilt. Dies wurde in den letzten Tagen bekannt.

Gemäss «Engenering News-Record» soll Tansanias Präsident kein Blatt vor den Mund genommen haben. Die chinesischen Geldgeber hätten «ausbeuterische» Bedingungen aushandeln wollen, «die nur von Verrückten» akzeptiert werden können. Das Mitspracherecht der Tansanier hätten die Chinesen praktisch ausgehebelt. Überdies könne die hohe Verschuldung gegenüber China nicht verantwortet werden. Es sei weit weiser, den Hafen von Dar es Salaam bis Ende dieses Jahres für 522 Millionen Dollar zu modernisieren und seine Kapazität aufs Dreifache zu steigern.

Präzedenzfall für die Abkehr Afrikas von der Seidenstrassen-Idee?

Von Weltbankexperten war das gigantische Hafenprojekt lange schon als «nicht nachthaltig» eingestuft worden. Der jähe Rückzug Tansanias trifft China und seine Vorstellungen von der Neuen Seidenstrasse in Ostafrika hart. Mit dem chinesischen Bau der Tazara-Eisenbahn durch Tansania in den 1970er-Jahren meinte China einen gut gewogenen Freund auch für die neuen Entwicklungspläne der Belt-and-Road-Initiative zu haben. Deren Ziel ist es, auch mit Strassen und Eisenbahnen den schnellen Zugang ins zentrale Afrika mit seinem enormen Rohstoffschätzen zu schaffen.

Das Unwohlsein des tansanischen Präsidenten mit den überall zunehmend forscher auftretenden Chinesen könnte, so rechnen sich Strategen jetzt aus, dem Westen wie auch Ländern wie Japan und Indien zugute kommen. So meint etwa der politische Analyst Andrew Korybko auf der Internetplattform Global Research, Magufulis Entscheid könne in Ostafrika zum «Präzedenzfall für eine Abkehr» des chinesischen Einflusses und der Seidenstrasse-Idee werden: «Was auch immer als nächstes passieren mag, es besteht kein Zweifel daran, dass die Aussetzung des Hafenprojekts Bagamoyo ein empfindlicher Schlag für den regionalen Einfluss Pekings ist.» fss

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