Förderprogramme für Mensch und Tier

Der Verein FREUNDE DER SERENGETI SCHWEIZ (FSS) ist primär eine Organisation zum Schutz der Wildtiere. Die Massnahmen lassen sich jedoch längst nicht mehr auf die Schutzgebiete allein beschränken. Vielmehr sind ganzheitliche Lösungen zur Erhaltung weitreichender Lebensräume gefragt. Von de Wildtieren hängen auch die Jäger- und Sammlervölker ab. Der FSS setzt sich darum auch für ein Gleichgewicht zwischen Mensch, Tier und Pflanzenwelt ein.

So unterhalten wir auch Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen und Sensibilisierung der Menschen, etwa in Umweltfragen. Denn nur gut ausgebildete Wildhüter und Wildhüterinnen können die Wilderei effektiv bekämpfen, nur sensibilisierte Menschen werden sich für das friedliche Nebeneinander von Mensch und Tier einsetzen, nur eine vom Tourismus direkt profitierende Bevölkerung wird den Wert einer intakten Tierwelt erkennen.

Tanzania People & Wildlife: Förder- & Schutzmassnahmen

Das Zentrum der amerikanisch-tansanischen Organisation Tanzania People and Wildlife Fund (TPW) befindet sich in Noloholo an der südöstlichen Grenze des Tarangire-Nationalparks. Sie stellt die Bedürfnisse der Landbevölkerung in der Massai-Steppe in den Mittelpunkt ihrer ganzheitlich ausgerichteten Aktivitäten. Dazu zählen Ausbildungsangebote, Massnahmen zur Reduzierung von Mensch-Wildtier-Konflikten, ein sorgsamer Umgang mit schwindenden Ressourcen und die Schaffung von Verdienstmöglichkeiten für die von Armut betroffenen Anwohner.

  • Die «Wildlife Clubs» bilden für Primarschulkinder den Einstieg in das in drei Stufen angelegte TPW-Programm. Dabei handelt es sich um ausserschulische Aktivitäten im Bereich projektbezogener Umweltbildung. An zehn Dorfschulen lernen die Kleinsten unter der Leitung von älteren, ebenfalls von TPW ausgebildeten Jugendlichen, Tiere und Pflanzen bestimmen, legen einen Schulgarten oder einen Komposthaufen an, stellen Abfallbehälter her und führen in ihren Siedlungen Aktionen zur Abfallentsorgung durch. Gleichzeitig lernen sie zivile und gemeinschaftliche Verantwortung übernehmen und tragen als wichtige Multiplikatoren das erworbene Wissen in ihre Familien zurück.

    In einem weiteren Schritt können sich jeweils 80 Kinder - je zur Hälfte Mädchen und Buben - für die Teilnahme an einem der jährlich durchgeführten «Environmental Summer Camps» qualifizieren. Frei von häuslichen Pflichten verbringen die Kinder während ihrer Schulferien eine Woche im TPW Ausbildungszentrum in Noloholo. Dort werden sie in Natur-, Landschaft- und Tierkunde unterrichtet, erkunden auf begleiteten Exkursionen ihre Umgebung, besuchen den Tarangire Nationalpark und erleben zudem viel Spiel und Spass. Durch den Miteinbezug von Massai-Elders profitieren sie von den reichen Erfahrungen ihrer Vorfahren und erhalten von den Dorfältesten aus erster Hand traditionelles Wissen über ihre Kultur vermittelt.

    Anschliessend können sich die an einer Weiterbildung interessierten Mädchen und Buben um ein «Noloholo Environmental Scholarship to Secondary School» bewerben. Für die sechsjährige Ausbildung an der privaten Moringe-Internatsschule in Monduli durchlaufen sie einen strengen Selektionsprozess. Während ihrer Ferien unterrichten die Stipendiatinnen und Stipendiaten wiederum die jüngeren, an den «Summer Camps» oder den «Wildlife Clubs» teilnehmenden Kinder.

    Für diese stellen sie vor allem auch enorm wichtige Vorbilder dar. Für die Fortführung ihrer Ausbildungsunterstützung müssen sich die Jugendlichen am Ende des Schuljahres erneut qualifizieren; massgebend sind ein guter Notendurchschnitt und die an den Tag gelegte Leistungsbereitschaft der Kandidatinnen und Kandidaten.

  • Während sechs Monaten im Jahr sind die Wildtiere auf die Weidegebiete und Wasserquellen ausserhalb der Parkgrenzen angewiesen. Grosse Herden von Zebras, Gnus, Eland-Antilopen, Büffel und Elefanten ziehen los, durchstreifen das angrenzende Anbau- und Siedlungsgebiet, richten oftmals beachtliche Schäden an und setzten sich zugleich selber grossen Gefahren aus. Sie geraten ins Visier der Fleisch- und Trophäen-Wilderer oder werden Opfer von tödlich endenden Mensch-Tier-Konflikten.

    Vor zwei Jahren begann TPW mit der Rekrutierung von jungen Männern und Frauen aus den umliegenden Dorfgemeinschaften und bildete sie zu «Warriors for Wildlife» aus. Der Tätigkeitsbereich der Kämpfer und Kämpferinnen für die Tier- und Pflanzenwelt umfasst regelmässige Kontrollgänge, Tierzählungen, Verhinderung von Holzschlag, Kohlebrennerei, Buschfeuern und Mensch-Tier-Konflikten. Zudem versuchen sie Streitigkeiten unter Nachbarsleuten zu schlichten und helfen verzweifelten Eltern bei der Suche nach entlaufenen Kindern und umherirrenden Herdentieren.

  • Während Jahrhunderten waren die Menschen für den König der Savanne gänzlich uninteressant. Mittlerweile stellt die Nähe des Menschen für die Löwen eine Gefahr dar. Sie wird gar zur Bedrohung, sobald die Besiedlungsdichte 25 Menschen pro Quadratkilometer übersteigt und den Lebensraum der Grosskatzen zu sehr einengt. Die Viehherden der Hirtenvölker bieten eine leicht zugängliche Futterquelle für die Raubkatzen, die ihrerseits zunehmend bejagt werden und ihre Beutezüge meist mit dem Leben bezahlen.

    Dieser Entwicklung kann jedoch mit raubtiersicheren Schutzzäunen entgegengewirkt werden. Gemeinsam mit den Massai entwickelte TPW eine inzwischen landesweit angewandte Methode zum verbesserten Herdenschutz. Dabei werden die traditionellen Viehpferche aus Holzpfählen der Commiphora africana mit Maschendrahtgitter verstärkt. Das Myrrhengewächs schlägt im Boden eingerammt rasch Wurzeln und treibt beim ersten Regen erneut aus. Zudem ranken sich alsbald Schlingpflanzen am Gitter empor und lassen in Kürze eine dichte Lebendhecke entstehen. Sie hindert Raubkatzen und Hyänen am Eindringen in die Gehege und erhöht die Sicherheit der Herdenbesitzer und ihrer Familien. Zugleich werden die Raubtiere, insbesondere die mittlerweile arg bedrohten Löwen, vor den Racheakten der Geschädigten verschont und ihre Bestände erholen sich allmählich wieder. In den zehn Jahren ihres Bestehens hat TPW mit der Errichtung von mehr als 600 «Living Walls» dazu beigetragen, dass das Leben von jährlich bis zu 100 Löwen und 100’000 Stück Vieh geschützt werden konnte.

Ujamaa Community Resource Team: Bildung und Entwicklung

Die Nationalparks sind umgeben von einem stets knapper werdenden Lebensraum, den sich verschiedenste Interessengruppen mit den ortsansässigen Menschen und den Wildtieren teilen müssen. Dabei treffen traditionsreiche Kulturen und Ethnien aufeinander, deren Lebensgrundlage durch die zunehmende Besiedlung und das Vordringen der Landwirtschaft bedroht wird. Der rasante Bevölkerungszuwachs und die übergrossen Viehherden der Massai-Hirten führen zu einer bedrohlichen Übernutzung der natürlichen Ressourcen und zu einer Zunahme von Mensch-Wildtier-Konflikten. Die Entschärfung der Situation liegt in einer zukunftsorientierten Verwaltung und nachhaltigen Nutzung der vorhandenen Ressourcen.

Das Ujamaa Community Resource Team ermöglicht Angehörigen indigener Volksgruppen - Hadzabe, Massai, Datoga und Akie - den Zugang zu höherer Bildung. Ziel ist es, die heranwachsende Generation zur Wahrnehmung ihrer politischen und juristischen Rechte und der nachhaltigen Sicherung ihrer Existenzgrundlage zu befähigen. Zugleich bietet die konsequent angewandte Frauenförderung den Mädchen und jungen Frauen eine Chance dem verhängnisvollen Kreislauf von früher Verheiratung und Mutterschaft zu entgehen. Ein entscheidender Faktor, wenn man bedenkt, dass das ländliche Tansania bevölkerungsmässig eine der höchsten Zuwachsraten weltweit aufweist

GAWPT: «Rafiki wa faru» - Wissensvermittlung und Sensibilisierung

Die Zukunft des Mkomazi-Nationalparks und des darin angesiedelten Rhino-Projekts hängt nicht zuletzt von der Akzeptanz der Bevölkerung in den umliegenden Dorfgemeinschaften ab. Zur Umweltsensibilisierung von Schulkindern, Lehrpersonen und Amtsträgern aus der Nachbarschaft wurde speziell das wissenschaftlich begleitete Ausbildungsprogramm «Rafiki wa Faru» erarbeitet. Gute Strassenverhältnisse vorausgesetzt, finden die Exkursionen in den Mkomazi-Nationalpark einmal wöchentlich statt. Sie werden in Zusammenarbeit mit der Parkverwaltung Tanapa und den Schul- und Gemeindebehörden durchgeführt. Geboten wird ein abwechslungsreiches Programm: Tier- und Pflanzenkunde, Spiel, Spass und Nashorn-Beobachtungen aus nächster Nähe. Grosser Beliebtheit erfreuen sich die Begegnungen mit Vertretern der Rhino-Überwachungstruppe. Die Schilderungen ihres Berufsalltags im Dienste der bedrohten Tiere sind für die Besucher jeweils besonders spannend. Von 2008 bis Ende 2014 nahmen mehr als 5200 Kinder und Erwachsene an den beliebten Ausflügen teil.