Vom Reisefieber zu Wissensdrang und Sammelwut

Sie ist aufschlussreich, vielschichtig und lehrreich – die Ausstellung des Museums der Kulturen in Basel über Forschende, Sammelnde und die allgemeine wie auch eigene Museumsgeschichte. Was einst grossartig war, ist heute oftmals verpönt. Zum Beispiel filigrane Schnitzereien aus Elfenbein.

Wer richtig reist, der will erleben, entdecken und begreifen. Manchmal kommt noch das Sammeln hinzu, was ganze Museen gefüllt hat. Zurzeit lohnt sich eine Reise ins Museum der Kulturen Basel (MKB). Zu sammeln gibt es da Erkenntnisse über das, was Sammelnde antrieb und antreibt, in fremde Länder zu reisen, sich den Reizen fremder Kulturen auszusetzen und die verschiedenartigsten Dinge zu erwerben: Schrumpfköpfe, Kultgegenstände wie Fetisch-Figuren, Masken und Waffen, Textilien und Kleider, Schmuck, Behälter, Schnitzereien, Musikinstrumente und kunstvoll verarbeitete Körperteile von Tieren.

Kritische Einblicke in die Museumsgeschichte

«Wissensdrang trifft Sammelwut» ist eine erfrischend erkenntnisreiche Ausstellung (bis 19.1.2020), weil sie sich auch kritisch mit der Museumsgeschichte auseinanderzusetzen wagt. Nur ein Beispiel unter vielen: Menschenschädel, die einst gesammelt wurden, verletzen bis heute die Völker, aus denen sie damals von Forschenden entfernt wurden.

Solche Sammelpraktiken müssten auch in der Kolonien freien Schweiz hinterfragt werden, erklärte Direktorin Anna Schmid bei einem Rundgang. Nicht ohne den Hinweis, dass sie bei berechtigten Rückgabeforderungen auch umgehend zurückgegeben würden.

Kurzum, diese eigentlich schon längst fällige Ausstellung zeigt ungeschminkt den damaligen Drang nach Wissen mit all seinen Vor- und Nachteilen in den besuchten Gebieten. Geschickt darstellend und stets hinterfragend legt sie aber auch die aus heutiger Sicht teils nicht mehr vertretbaren Praktiken der Sammelnden offen.

Wie ein Gegenstand seinen Weg in die Museen fand – ob gekauft, geraubt, geschenkt oder geklaut – versucht man heute in den seriösen Häusern herauszufinden. Am Museum der Kulturen Basel werden heikle Themen dieser Art heute frei von Hemmungen zur Diskussion gestellt.

Geschichte des Elfenbeins

Mehr noch: Besuchende erfahren gleichzeitig auch, wie die heutige Museumsarbeit mit den erschwerenden Herausforderungen funktioniert und wie das Team in Basel wenn immer möglich mit Vertretern und Vertreterinnen jener Kulturen zusammenarbeitet, aus deren Gebieten die Gegenstände stammen.

Für Afrika-Interessierte besonders interessant ist die ausführlich dargestellte Geschichte des Elfenbeins, welche im 19. Jahrhundert mit dem ersten Massenabschuss der Elefanten ihren verhängnisvollen Anfang nahm.

Die beim Eingang erhältliche Dokumentation erinnert: «Im 1880 wurden in Europa über 500 Tonnen Elfenbein verarbeitet: zu Musikinstrumenten, Billardkugeln, Zahnersatz, Schachfiguren, Gehstockknäufen, Schirmgriffen, Fächern (…) Schmuck und anderen Luxusgegenständen. Damit ging ein exorbitanter Preisanstieg für Elfenbein auf dem Weltmarkt einher.» Fazit: Eine Safari zu dieser Ausstellung in Basel ist spannend wie eine Afrikareise. fss

Zurück
Zurück

Neuer «Nyerere-Park» killt Selous-Weltnaturerbe

Weiter
Weiter

CITES: Artenschutz der Zwergen-Schritte